"Sterben und Leben“

Ausstellung zum Dreißigjährigen Krieg zwischen Oberrhein, Kraichgau und Schwarzwald ab 3. Dezember 2025 in Sersheim

Vor 400 Jahren erschütterte der Dreißigjährige Krieg (1618–1648) Europa – eine Epoche, die tiefe Spuren in Geschichte und Gedächtnis des Kontinents hinterlassen hat. Konfessionskonflikte, Machtkämpfe im und außerhalb des Römisch-Deutschen Reiches sowie wirtschaftliche Krisen forderten Millionen Opfer. Die meisten Menschen starben jedoch nicht auf den Schlachtfeldern, sondern an Hunger, Krankheiten und Seuchen. Ganze Landstriche wurden verwüstet, Dörfer niedergebrannt und Familien ausgelöscht.
Auch die Region zwischen Oberrhein, Kraichgau und Schwarzwald blieb nicht verschont. In der Umgebung Pforzheims traf es bereits 1622 Ölbronn schwer: 123 Gebäude wurden zerstört, über 100 Einwohner kamen bei Gefechten zwischen kaiserlichen und württembergischen Truppen ums Leben. Im selben Jahr brannte Königsbach (282 Gebäude), 1632 wurde Knittlingen (270 Gebäude) verwüstet.

Um die großen historischen Ereignisse in einen regionalen Zusammenhang zu stellen, sind lokale Forschungen unverzichtbar. Sie geben jenen eine Stimme, die sonst kaum Gehör fanden – Dorfpfarrern, Bauern, Handwerkern, Frauen und Armen. Ihre Geschichten, überliefert in Kirchenbüchern, Zeugenprotokollen und Lebensberichten, lassen die Vergangenheit lebendig werden und erinnern an eine Zeit, deren Folgen wir bis heute spüren.

Das Kreisarchiv des Enzkreises hat 2022 im Rahmen eines breit angelegten Forschungsprojekts die Auswirkungen des Krieges auf das Gebiet zwischen Oberrhein, Schwarzwald und Kraichgau wissenschaftlich aufgearbeitet. Die daraus entstandene Wanderausstellung „Sterben und Leben“ wird nun vom Archiv-Team Sersheim in das Rathaus nach Sersheim gebracht.

Die Ausstellung ist vom 3. Dezember 2025 bis 9. Januar 2026 im Rathaus Sersheim zu sehen. Sie beleuchtet den Alltag der Menschen in jener Zeit aus unterschiedlichen Blickwinkeln und macht die dramatischen Umbrüche dieser Epoche greifbar. Der Eintritt ist frei und die Ausstellung kann zu den Öffnungszeiten des Rathauses besichtigt werden.

Eröffnungsvortrag mit Kreisarchivar Konstantin Huber

Den feierlichen Auftakt bildet der Eröffnungsvortrag von Kreisarchivar Konstantin Huber am Mittwoch, 3. Dezember 2025, um 19:00 Uhr im Bürgersaal Sersheim.
Unter dem Titel „Sterben und Leben – Der Dreißigjährige Krieg im Enzkreis und seine Spuren vor Ort“ wird Huber eindrucksvoll zeigen, wie sehr der Krieg die Region prägte – nicht nur in Zahlen und Zerstörungen, sondern auch im Denken und Fühlen der Menschen. Anhand zahlreicher zeitgenössischer Quellen, Karten und Augenzeugenberichte spannt der Vortrag den Bogen vom großen europäischen Konflikt bis zu den Schicksalen einzelner Dörfer und Familien zwischen Oberrhein, Kraichgau und Schwarzwald.
Huber, der das Forschungsprojekt und die Ausstellung des Kreisarchivs wissenschaftlich leitete, versteht es, komplexe historische Zusammenhänge lebendig und verständlich zu vermitteln. Sein Vortrag richtet sich an alle, die sich für Geschichte, regionale Identität und die Erfahrungen vergangener Generationen interessieren.
Im Anschluss an den Vortrag besteht Gelegenheit zu Gesprächen und Austausch bei Hefezopf und Getränken.

Eintrittskarten sind im Bürgerbüro Sersheim zum Preis von 10 Euro erhältlich.

Das Gemeindearchiv hat im Rahmen der Ausstellung ebenfalls erweiterte Öffnungszeiten und lädt zu einem Besuch ein:
09.12.2025 und 16.12.2025 von 16:00 Uhr - 18:30 Uhr
23.12.2025, 29.12.2025, 30.12.2025, 05.01.2026 von 09:00 Uhr - 12:00 Uhr

Wer tiefer in die Geschichte eintauchen möchte, findet auf dem Geschichtsportal des Enzkreises unter www.enzkreis-geschichte.de umfangreiche Quellen und Informationen, auch zu Sersheim selbst. Das Dorf gehörte seit 1589 vollständig zum Herzogtum Württemberg und war bis 1807 Teil des Amtes Sachsenheim. Während des Dreißigjährigen Krieges sank die Einwohnerzahl Sersheims um mehr als die Hälfte; von etwa 150 Gebäuden überstanden nur 102 die Zerstörungen.

Das Archiv-Team und die Gemeinde Sersheim laden herzlich zur Ausstellung und zum Eröffnungsvortrag ein.